„Machen“ ist der Hauptpreis

Was einst sicher und selbstverständlich war, gerät ins Wanken: Angst vor Corona. Der Klimawandel steht vor der Tür. In den Köpfen vieler Menschen findet ein Umdenken statt. Doch Politik und Wirtschaft machen in Sachen Tier- und Umweltschutz weiter wie bisher.

„Die reden von Verbesserungen, doch was tut sich wirklich?“, fragt Thomas Ulbrich, der mit Thomas Rolle den Biomarkt Bad Salzuflen leitet. Nach wie vor fließen Milliarden an Steuergeldern in die konventionelle Landwirtschaft. Die Europäische Union fördert Monokulturen, inzwischen auch mit „Biosiegel“. Kleinbäuerliche Strukturen, die auf das Wohl von Mensch und Tier achten, haben das Nachsehen.

„Renate Künast hatte Anfang der 2000er als Landwirtschaftsministerin richtig Biss. Da hat sich Einiges zum Positiven bewegt“, sagt Thomas Rolle. Nach der Grünen-Politikerin kam Schwarz-Gelb ans Steuer und es ging mit der nachhaltigen Landwirtschaft wieder abwärts. Die derzeitige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus dem Merkel-Kabinett hat für die ökologische Landwirtschaft ebenfalls wenig übrig.

Stattdessen widmet sie sich „echten“ Problemen. Julia Klöckner hat in ihrer zweijährigen Amtszeit einen Pappkarton gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vorgestellt. Sie schlug banale Verbrauchertipps vor (Vor dem Besuch eines Supermarktes bitte einen Einkaufszettel schreiben!). Anstatt der Agrarindustrie bessere Systeme zur Haltung von Tieren vorzuschreiben, will sie ein – freiwilliges - „Tierwohlkennzeichen“ einführen. Fleisch aus qualvoller Haltung kann der Verbraucher damit nicht erkennen. Ihre inhaltliche Leere weiß sie professionell zu vermarkten.

Im Großen und Ganzen bleibt mit ihr alles beim Alten: Pestizide auf den Feldern, Monokulturen, das Schreddern von Küken, gequälte Tiere auf dem Teller, das Verklappen ausländischer Gülle auf Feldern in der Bundesrepublik. Die konventionellen Agrarkonzerne freuen sich über satte Gewinne.

„Es gibt so viele Möglichkeiten die richtigen Weichen für gesunde Lebensmittel und eine harmonische Natur zu schaffen“, sagt Thomas Ulbrich. Auch die Städte und Kommunen könnten einen Beitrag leisten. Bei der Vergabe von landwirtschaftlichen Flächen könnten sie Kleinbauern und ökologische Landwirte unterstützen. Die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen habe gezeigt, dass die Bürger das ökologische Umdenken wollen.

„Echtes Bio erhält die Artenvielfalt, schont die Böden und hinterlässt unseren Kindern eine reiche Erde“, sagt Thomas Rolle. Die vergangenen Dürresommer seien ein Weckruf gewesen. Konventionelle Landwirte hatten Probleme mit verdorrten Pflanzen auf ihren eintönigen Feldern. Auf den vielfältigen Flächen der Biobauern hingegen konnten die Pflanzen gut mit der Hitze umgehen. In einem harmonischen Kreislauf unterstützen sich mehrere Arten gegenseitig.

„Wissen ist der Trostpreis. Machen ist der Hauptpreis“, sagt Thomas Ulbrich. Jede tägliche Entscheidung, im Großen wie im Kleinen, forme unserer aller Zukunft. Wer sich für echtes Bio entscheidet, hilft sich selbst und kommenden Generationen.

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