Moderne Sklaverei

„Die Art der Menschenhaltung ist an seinem Ende angelangt“, Zitat von einem Hopi-Indianer. Die großen Supermarktketten in Deutschland wollen jedoch unbedingt am alten System festhalten. Sie diktieren die Preise für Obst und Gemüse, auch bei „Bioware“. Die Hersteller müssen Dumping-Preise akzeptieren. Am Ende leiden die Arbeiter am meisten. Von 2 Euro für das Kilo im Supermarkt bleiben nur wenige Cent für die Bauern. Viele erhängen sich aus Verzweiflung.

Kaum zu glauben, dass das in Europa geschieht: Hütten aus Müll, kein Strom, kein fließendes Wasser. Die Journalisten Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann sind für die ARD nach Spanien und Italien gefahren, um sich die Anbaugebiete für Europas Obst und Gemüse anzusehen. Dabei haben sie katastrophale Lohn- und Arbeitsbedingungen aufgedeckt. Die Mafia versklavt Menschen in Not. Die Behörden versagen. Die EU unterstützt dieses menschenverachtende System mit Subventionen.

Allein die Provinz Almeria im spanischen Andalusien exportierte vergangenes Jahr Obst und Gemüse im Wert von 3,8 Milliarden Euro. Die Anbauflächen sind aus dem Weltall zu sehen: Plastikdach an Plastikdach auf mehr als 400 Quadratkilometern. Hier arbeiten Flüchtlinge, oft ohne Papiere. Da sie illegal im Land sind, wehren sie sich nicht. Sie hausen in Slums neben den Plantagen. Dächer und Wände bestehen aus notdürftig zusammengezimmtern Plastikplanen. Überall Dreck. Es ist heiß und muffig. Rund um Almeria leben mehr als 4000 Arbeiter.

Auf den Plantagen bringen sie hoch giftige Pestizide ohne Anzüge oder wenigstens Atemschutzmasken aus. Die Chemikalien machen sie krank. Die Landwirte ignorieren die Vorschriften. Wer für ein Kilo Zucchini am Ende nur 3 Cent bekommt, kann nicht mal mehr billig produzieren. Die Konditionen sind brutal.

Schuld ist der Handel, der die Preise drückt, insbesondere die deutschen Supermarktketten. Die Politik schaut zu. In Spanien „kontrollieren“ 20 Beamte mehr als 17.000 Betriebe. Das Geschäft boomt. Europas Obst- und Gemüsebranche setzte vergangenes Jahr etwa 14,7 Milliarden Euro mit frischer Ware um.

Noch schlimmer sieht es in Italien aus. Das ARD-Team hat Calabrien und Sizilien besucht. Auf 11.000 Quadratkilometern arbeiten 520.000 Menschen in der Landwirtschaft. Italien exportiert vor allem Zitrusfrüchte. Die Mafia übt die Kontrolle aus. Auch hier: Zeltstädte, Plastikbaracken, kein Wasser, kein Strom. Hier leben die Arbeiter wie ausgestoßene Tiere, die für 25 Euro pro Tag im Akkord schuften. Laut Tarifvertrag müssten sie mindestens 50 Euro verdienen.

Die Polizei jagt kriminelle Arbeitsvermittler, ist überfordert. Die großen Unternehmen brechen die Regeln. Um mithalten zu können, ziehen die kleinen nach. Ein Teufelskreis. Der internationale Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen Oxfam hat recherchiert, dass nur bei Produkten mit Fair Trade-Siegeln die Bauern und Zwischenhändler tatsächlich einen fairen Lohn bekommen.

Warum lässt die EU das zu? Was wissen die Politiker? Der EU-Abgeordnete Martin Häusling (Bündnis 90/Die Grüne) spricht von moderner Sklaverei. Er wirft der EU-Kommission Versagen vor. Bei der Vergabe von EU-Subventionen spielen Sozialstandards wie Mindestlöhne und Arbeitsstandards keine Rolle. Der EU-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU) schließt sich dieser Kritik an.

Der EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung hingegen, Phil Hogan, wiegelt ab: Kein Kommentar. Arbeitsrechte spielen im Subventionsprogramm der EU keine Rolle. Zu den größten Preisdrückern aus Deutschland zählen Supermärkte wie Lidl, Aldi Süd, Aldi, Kaufland, Edeka und Rewe, auch für „Bio-Produkte“.

Der Verbraucher hat die meiste Macht, wenn sich etwas ändern soll. Bio-Obst und -Gemüse aus fairem Handel entzieht diesem verbrecherischen System die Grundlage: Geld. Wer fair einkauft, belohnt die Hersteller für beste Qualität. Nutzen Sie Ihre Macht!

Die Dokumentation „Europas dreckige Ernte“ ist hier zu sehen.

Quellen für Beispielbilder von Adobe Stock: © jdjuanci – stock.adobe.com, © txakel – stock.adobe.com. Sehen Sie sich die echten Bilder der Doku an. Die sind noch schockierender.

Kommentare sind nicht verfügbar.