Christian Schmidts (CSU) Zustimmung für Glyphosat in der EU wirft Fragen auf. Kann es sein, dass der Landwirtschaftsminister für die Industrie arbeitet? Der Politiker hat eigenmächtig entschieden: Deutschland sage „Ja“ zu Glyphosat. Das Unkrautvernichtungsmittel wird dadurch weitere fünf Jahre in der EU zugelassen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel rügt sein Verhalten. Die SPD gibt sich verärgert.
Christian Schmidt verteidigt seine Zustimmung für eine weitere Zulassung des Gifts mit „wichtigen Verbesserungen zum Schutze der Pflanzen- und Tierwelt.“ Wie kommt Christian Schmidt zu dieser Aussage? Glyphosat ist der Wirkstoff des populären Unkrautvernichters „Roundup“. Der US-Konzern Monsanto hat dieses Gift 1974 als Totalherbizid auf den Markt gebracht. Die toxischen Wirkungen auf die Umwelt sind untersucht und dokumentiert.
Die französische Journalistin Marie-Monique Robin hat 2008 die Dokumentation „Monsanto, mit Gift und Genen“ veröffentlicht. Der Film beschreibt unter anderem die Wirkungen von Glyphosat auf Mensch und Umwelt. Die ARTE Doku „Chronisch vergiftet – Monsanto und Glyphosat“ von 2015 zeigt die Folgen der Anreicherung des Gifts in der Natur.
Angesichts der Schädlichkeit von Glyphosat kann Christian Schmidt seinen „Schutz der Pflanzen- und Tierwelt“ doch nicht ernst gemeint haben? Wir fragen uns, was für Motive wirklich hinter seiner Aktion stehen. Kann es sein, dass Politiker käuflich sind? Die Parteispendenaffäre der CDU unter Helmut Kohl und die illegale Spendenpraxis der Christdemokraten in den 90er Jahren zeigen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Auch die „Rent-a-Rüttgers-Affäre“ von 2010 bestätigt die Annahme, dass Politiker von Lobbyisten beeinflusst werden und im Sinne der Industrie handeln.
Christian Schmidts Zustimmung zieht nicht nur mehr Gift in Umwelt und (konventionellen) Lebensmitteln nach sich, sondern auch Zwietracht in der schwächelnden Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Scheitern der Jamaika-Koalition versuchen CDU und SPD eine große Koalition zu etablieren. Wenn Christian Schmidts Entscheidung wirklich ein Alleingang war: Wie soll die Politik ihm noch vertrauen können?