Die industrielle Eiproduktion ist ein knallhartes Geschäft. Turbohennen legen bis zu 320 Eier pro Jahr. Ob Weiß, ob Braun, im Käfig oder im Freiland: Hersteller züchten für jeden Markt das „richtige“ Ei. Männliche Küken sind überflüssig und kommen gleich in den Schredder. Beim „zwEI“ läuft das anders. Vera Neermann hat bei unserer neuesten Verkostungs-Aktion ein Frühstücksei der besonderen Art mitgebracht.
„Bei dem Pilotprojekt geht es um mehr als guten und gesunden Geschmack“, sagte die Bio-Verkosterin. Die Familie Bodden aus Goch am Niederrhein bietet Hühnerhaltern eine Alternative zu den weltweit vier Aufzuchtstationen an, deren Hybridzüchtungen kein Fleisch ansetzen, sondern auf das perfekte Ei getrimmt sind. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den Zweinutzungshühnern „Coffee und Cream“ des Bioland-Betriebes um eine natürliche Kreuzung der Rassen „Bresse Gauloise“ und „White Rock“ sowie „Bresse Gauloise“ und „New Hampshire“. Diese bunte Truppe verträgt sich gut und nutzt gerne seinen Auslauf an der frischen Luft. Die Tiere bekommen bestes regionales Biofutter und leben ein ökologisch sinnvolles Tierleben.
Zweinutzungshühner sind Tiere, bei denen Henne und Hahn gemeinsam aufwachsen. Die Hennen legen Eier. Der Hahn setzt gutes Fleisch an. Die Küken stammen aus der Züchtung der Ökologischen Tierzucht (ÖTZ). Sie sind nicht billig. Ein Landwirt kann nur weibliche und männliche Küken zusammen erwerben. Da sie langsamer wachsen und länger leben, brauchen sie mehr Bio-Futter. Trotzdem legen die Hennen weniger Eier als reine Legehennen.
Die Landwirte haben deswegen mehr Aufwand und höhere Kosten. Dadurch haben die Eier und das Fleisch dieser Haltungsform einen höheren Preis. Doch der Kunde bezahlt mit diesem Preis ein gutes Leben der Tiere und beste Qualität für das eigene Frühstücksei. „Ich mein, mal ehrlich: Wie lange können wir als Gesellschaft noch diesen Billig-Konsum durchhalten?“, fragte Vera Neermann. Billig, billig mache Mensch und Umwelt krank. Am Ende der Rechnung sei das „zwEI“ deutlich günstiger.
Die gesunden und robusten Tiere seien ein Pilotprojekt, das Schule machen könnte. Pro gehandeltes Ei geht ein Cent an die ÖTZ. Eine ethische Geflügelwirtschaft sei ein Gewinn für alle, mit dem Kunden und Landwirte sich von einem knallharten System lösen könnten. „Jeder Schritt zählt“, sagt Vera Neerman. Wer das „zwEI“ bei unserer Aktion probieren wollte, konnte beim Kauf einer Packung eine weitere umsonst mit nach Hause nehmen. Unsere nächste Verkostung ist am Samstag, 19. September, in der Hoffmannstraße 11, in Bad Salzuflen.